Das Transtheoretische Modell ist ein „roter Faden“ zur Falleinschätzung sowie zur Gesprächsstrukturierung. Es beschreibt Verhaltensänderung als einen Prozess in fünf Phasen und legt den Fokus auf die Motivation zur Veränderung. Leitfragen können dabei sein: Was bringt Menschen dazu, sich zu verändern? Was kann sie dazu motivieren?
Phasen der Verhaltensänderung
Absichtslosigkeit = es besteht kein oder kaum Interesse, das Verhalten absehbar zu verändern, hier sind kleine Anstöße oft wirksamer als große.
Absichtsbildung = es besteht ein nicht eindeutiges, sondern ambivalentes Interesse an einer Änderung, pro und contra ist das Thema.
Vorbereitung = der Betroffene ist hoch motiviert, die ersten konkreten Schritte sind zu vereinbaren.
Aktion = es werden konkrete und sichtbare Veränderungen vorgenommen, die Reaktionen der Umwelt sind wichtig.
Aufrechterhaltung = es ist gelungen, Veränderungen durchzuhalten, Misserfolge sind nicht als Abbruch des Prozesses zu deuten.
Beispiel: Gespräch mit einer*m Adressat*in
Hängst du mit dieser neonazistischen Gruppe rum?
1. Ja, und ich habe nicht vor, diese in den nächsten 6 Monaten zu verlassen. (Absichtslosigkeit)
2. Ja, aber ich habe vor diese in absehbarer Zeit, zu verlassen. (Absichtsbildung)
3. Ja, aber ich habe vor, noch in diesem Monat auszusteigen. (Vorbereitung)
4. Nein, ich bin ausgestiegen und habe gestern das Aussteiger-Programm kontaktiert. (Aktion)
5. Nein, es besteht seit sechs Monaten kein Kontakt zur Szene. (Aufrechterhaltung)
Fazit:
Jedes Stadium benötigt spezifische Interventionen. So wird sich jemand, der noch kaum über Veränderung nachdenkt, äußerst ungern auf Gespräche über seine Involvierung in neonazistische Kontexte und deren Nachteile einlassen. Wenn jedoch bereits ein Veränderungswunsch entwickelt wurde bzw. die Person am Zweifeln ist, kann ein solches Gespräch sehr hilfreich für den weiteren Distanzierungsprozess sein.
Quelle:
MOVE stützt sich auf die wesentlichen Aussagen des „Transtheoretischen Modells (TTM) der Veränderung“ nach Prochaska, DiClemente u.a., beides psychologische Ansätze aus dem klinischen, suchttherapeutischen Setting in der Arbeit mit Erwachsenen.
https://www.move-seminare.de/Move/Grundlagen
Bild von MOVE in Anlehnung an das „Spiralmodell der Veränderung“ nach Prochaska u.a., 1994